Die Zukunft des Fussballs
Der Fussball steht am Scheideweg. 2024 endet die Vereinbarung über die internationalen Spielkalender. Noch wurden keine Beschlüsse gefasst, aber alle sind der Ansicht, dass Änderungen nötig sind. 2021 wurden zwei unabhängige Machbarkeitsstudien veröffentlicht, die die vorliegenden Vorschläge positiv beurteilen.
„Wir wollen das Gefälle zwischen den FIFA-Mitgliedsverbänden mindern und möglichst vielen realistischere Chancen bieten, auf der globalen Bühne mitzuspielen.“
Im Mai 2021 gab der 71. FIFA-Kongress einer Reihe von Anträgen von FIFA-Mitgliedsverbänden statt, u. a. zur Durchführung einer Machbarkeitsstudie zur Prüfung möglicher Folgen einer Austragung der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft und der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft alle zwei statt alle vier Jahre (Antrag des saudiarabischen Fussballverbands).
2021 startete die FIFA ausgedehnte Konsultationen, die ein klares Ziel verfolgten: eine Lösung zu finden, dank der sich der Fussball in allen Weltgegenden und auf allen Ebenen weiterentwickeln kann.
„Ich denke darüber nach, wie wir den Fussball von morgen verbessern können. Der internationale Spielkalender regelt das Verhältnis zwischen Vereins- und Nationalteamfussball, indem er Länderspieltermine festlegt. Wir wollen beim derzeitigen Verhältnis von 80:20 bleiben, aber das Format ändern, weil dieses nicht mehr funktioniert und veraltet ist.“
Der FIFA-Direktor für globale Fussballförderung, Arsène Wenger, ist Leiter des Projekts und führte mit seinem Team eine Analyse der globalen Fussballförderung durch, damit jedes Talent rund um die Welt bessere Entwicklungschancen hat.
Für den Frauenfussball leitete Jill Ellis, die als Trainerin zwei Weltmeistertitel gewonnen hat, die Konsultationen und Studien.
Beim internationalen Spielkalender stellten sich mehrere Probleme: immer grösseres sportliches Ungleichgewicht, fehlende zwingende Ruheperioden für Spieler sowie übermässig viele Reisen und Spiele, die die Gesundheit und das Wohlbefinden der Spieler gefährden. Die ständigen Unterbrechungen der nationalen Klubwettbewerbe durch die Länderspielpausen waren ein weiteres Problem, für das die technischen Beratungsgremien eine Lösung finden sollten.
Ebenfalls zur Debatte stand die Frequenz der Nationalteamwettbewerbe im Männer-, Frauen- und Jugendfussball.
Bei allen Analysen und Debatten standen stets sportliche Aspekte im Vordergrund. Getreu der Vision 2020–2023 des FIFA-Präsidenten sollen langfristig sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen je 50 Nationalteams und Klubs an der Spitze mithalten können.
Konsultationsverfahren
Das Verfahren für die Zukunft des Fussballs wurde ohne genaue Zielvorgabe lanciert, wie der Fussball global wachsen könnte. Getreu dem Versprechen der FIFA ging es einzig darum, einem breiten Kreis von Interessengruppen ein offenes und sinnvolles Diskussionsforum zu bieten, ehe Lösungen vorgeschlagen oder Entscheidungen getroffen werden.
Überprüfung und Verbesserung des internationalen Spielkalenders
Das Verhältnis zwischen globalen, kontinentalen und nationalen Wettbewerben stand im Zentrum der Konsultationen zu den internationalen Spielkalendern im Jugend-, Männer- und Frauenfussball.
Dabei zeigte sich, dass das sportliche Ungleichgewicht zwischen den Kontinenten immer grösser wird, es immer mehr Wettbewerbe und Spiele gibt, die kaum von Belang oder für Fans wenig interessant sind, und es in verschiedenen Teilen der Welt zu Kollisionen oder Reibereien kommt, weil die Termine nicht aufeinander abgestimmt sind.
Daher wurde zuerst der Ist-Zustand überprüft, ehe Vorschläge für einen Spielkalender evaluiert wurden, der den modernen Bedürfnissen entspricht und so das Niveau von Spielern, Klubs und Nationalteams steigert sowie Anreize und Chancen bietet, in mehr Ländern Talente zu entdecken und zu fördern.
Schutz der Gesundheit und des Wohlbefindens der Spieler
Der Schutz der Gesundheit und des Wohlbefindens der Spieler steht jetzt und in Zukunft an erster Stelle. Aus diesem Grund zielten die Vorschläge für den Kalender auf zwingende Ruhe- und Vorbereitungsperioden, weniger Spiele und damit verbunden weniger Reisen und Abwesenheiten bei Klubs und Familien.
Geprüft wurden etwa weniger internationale Fenster, die die nationalen Ligen derzeit vielfach unterbrechen und Spieler zu oftmals interkontinentalen Reisen zwingen. Mittel dazu wären kleinere Qualifikationsgruppen, die Abschaffung bedeutungsloser Freundschaftsspiele sowie neue Qualifikationskonzepte für Endrunden etwa in Form von Nations-League-Wettbewerben oder anderen Modellen je nach Wunsch der einzelnen Konföderationen, was rund um die Welt mehr Freiraum schaffen würde.
Veröffentlichung der Studienergebnisse
Am 20. Dezember 2021 präsentierte die FIFA ihren Mitgliedsverbänden bei einem Weltgipfel einen Zwischenbericht zu den Vorschlägen sowie die Ergebnisse der beiden unabhängigen Machbarkeitsstudien zu den wichtigsten Vorschlägen des Konsultationsverfahrens. Gemäss den einhelligen Ergebnissen würden die 211 FIFA-Mitgliedsverbände finanziell erheblich profitieren, sollten die Weltmeisterschaften der Frauen und Männer neu alle zwei Jahre ausgetragen werden.
Die Erkenntnisse von Nielsen und OpenEconomics wurden beim online durchgeführten FIFA-Weltgipfel präsentiert, an dem 207 der 210 stimmberechtigten FIFA-Mitgliedsverbände teilnahmen. Der Gipfel war ein weiterer Schritt im Konsultationsverfahren zur Zukunft des Fussballs sowie zu den bei den Männern und Frauen auslaufenden internationalen Spielkalendern.
In seiner Ansprache vor den Delegierten sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino: „Gemäss unabhängigen Experten würde die Austragung der Fussball-Weltmeisterschaften alle zwei Jahre ab dem ersten Vierjahreszyklus Mehreinnahmen von USD 4,4 Milliarden bringen, die an unsere 211 Mitgliedsverbände zurückfliessen würden.“
„Das Wachstumspotenzial ist da. Dank Innovationen wie einem neuen Geschäftsprogramm können wir zudem dafür sorgen, dass im Rahmen der Strategie für die Zukunft des Frauenfussballs auch ein globaler Frauenklubwettbewerb eingeführt wird.“
„Mit diesen Mehreinnahmen könnten die Beiträge an jeden einzelnen FIFA-Mitgliedsverband ab der ersten Vierjahresperiode von je USD 6 Millionen im Schnitt auf bis zu USD 25 Millionen erhöht werden.“
Die Nielsen-Studie, die die finanziellen Auswirkungen untersuchte, kam zum Schluss, dass im ersten Vierjahreszyklus weltweit gar Mehreinnahmen von USD 6,6 Milliarden möglich wären, sollten die Konföderationen ihre Endrunden der Männer ebenfalls alle zwei Jahre veranstalten.
Erkenntnisse von Nielsen
Gemäss der Studie könnte jeder Verband Mehreinnahmen von bis zu USD 25 Millionen erzielen, sollten die Weltmeisterschaften der Männer und Frauen alle zwei Jahre ausgetragen werden.
Die Einnahmen würden wie folgt verteilt:
über einen Solidaritätsfonds mit einem Vermögen von USD 3,5 Milliarden, das mit Beiträgen von durchschnittlich bis zu USD 16 Millionen allen Mitgliedsverbänden zugutekommen sowie – im unwahrscheinlichen Fall, dass es aufgrund der Änderungen am internationalen Spielkalender zu Ausfällen kommen sollte – etwaige Verluste von Mitgliedsverbänden decken würde
durch die Erhöhung der FIFA-Forward-Beiträge um 50 % auf USD 9 Millionen pro Zyklus für jeden Mitgliedsverband
„Wir haben von Anfang an begriffen, dass der Frauenfussball aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden muss. Das war eine sehr bereichernde Erfahrung.“
Gemäss einer Studie von OpenEconomics, die sich auf die makroökonomischen Aspekte konzentrierte, hätte die Austragung der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ alle zwei Jahre erhebliche und weitreichende Auswirkungen.
Die Länderspieltermine würden gemäss den Plänen von Arsène Wenger im internationalen Spielkalender neu gruppiert, sodass die Spieler weniger reisen müssten. Die Zahl der Heim- und Auswärtsspiele würde nach weiteren Gesprächen mit den Verbänden festgelegt, wobei es für die Vereine insgesamt weniger Abstellungstage geben soll. Beim Gipfel wurden zudem neuartige Modelle für die (gemeinsame) Veranstaltung von FIFA-Jugendturnieren präsentiert, damit diese jährlich ausgetragen werden können und jedes Talent eine Chance erhält.
„Wir haben von Anfang an begriffen, dass der Frauenfussball aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden muss. Das war eine sehr bereichernde Erfahrung“, sagte Jill Ellis. „Unser Verbesserungsvorschlag für den internationalen Frauenfussballkalender trägt auch der Gesundheit und dem Schutz der Spielerinnen Rechnung. Die Austragung der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft alle zwei Jahre ist dabei ein wichtiges Element, zusammen mit besseren Fördermassnahmen. Zudem müssen wir im Frauenfussball weltweit für Gleichberechtigung und Chancengleichheit sorgen. Das Wachstumspotenzial ist da. Dank Innovationen wie einem neuen Geschäftsprogramm können wir zudem dafür sorgen, dass im Rahmen der Strategie für die Zukunft des Frauenfussballs auch ein globaler Frauenklubwettbewerb eingeführt wird.“
Erkenntnisse von OpenEconomics
Mehr Konkurrenz und Stabilität im Fussball
Vorteile für das ganze Ökosystem
Nachhaltige Entwicklung für den gesamten Fussball
180 000 Mrd.
2 0 Mio.
„Die FIFA bekennt sich zur Zukunft des Fussballs, indem sie jedem Talent eine Chance bieten will und mit ihren Wettbewerben dafür die nötigen Rahmenbedingungen schafft.“